Haut und Hülle

Installation aus einer Figur (190 x 90 x 120cm)

sowie 10-15 (variabel) um die Figur hängende und liegende 'Bekleidungshüllen' (ca. 3 m²), ebenfalls aus Papier.

Material - JapanPapier (Innengerüst=Holz)

Haut und Hülle

 

Rauminstallation aus einer Figur (190 x 90 x 120cm)

sowie 10-15 (variabel) um die Figur hängende und liegende 'Bekleidungshüllen' (ca. 3 m²), ebenfalls aus Papier.

Material - JapanPapier (Innengerüst=Holz)

 

 

Die Rauminstallation zeigt eine geschlechtslose Figur in Lebensgröße (1,90 m). Die Außenschicht besteht aus weißem Seidenpapier und hat eine leicht faltige Struktur. Das Seidenpapier erscheint mir als ähnlich dünn und empfindlich, wie die menschliche Haut. Dadurch erhoffe ich mir, dass der Betrachter die Körperlichkeit und Verletzbarkeit durch das Material sowie durch die Entblößung der Figur nachempfinden kann.

 

Die um die Plastik gelegten, bzw. gehängten Kleidungsstücke, von denen die Figur zwei in den Händen hält, bestehen ebenso aus Papier. Sie sind metaphorische Häute und Hüllen, belegt mit Emotionen, Geschlechterzugehörigkeit, berufliche Erscheinungsbilder, Legasthenie etc.
(z.B. ein Top mit Stacheln, ein grob zusammengenähtes zerrissenes Shirt, ein Handwerkeroverall mit Fransenshirt…)

Wir wachsen gesellschaftlich mit diversen „Hüllen“ auf, so wird z.B. eine schöne Erscheinung in Kleidung und Benehmen als positiv angesehen. Wir ziehen uns im Laufe des Lebens unterschiedliche Hüllen an. Manche davon haben einen beruflichen Zweck, die auch im Alltag unterschiedliche Eindrücke erwirken können. Vertrauensvoll, solvent, schick, verrückt, ablehnend, rebellisch, unauffällig, etc.

Früh wird uns anerzogen, welche Kleidung weiblich oder männlich besetzt ist. In der heutigen Zeit der Diversität und des Genderns ist das Thema aktueller denn je.

 

In unserem Leben brauchen wir hin und wieder eine schützende Haut, um uns in der eigenen wohl zu fühlen. Verletzungen, Mobbing, Missbrauch oder Kriege graben sich tief in unsere Seelen und lassen Hüllen wachsen, die unsere Narben verdecken, äußere Angriffe abwehren oder erträglicher machen.

Auch die sexuellen und gesellschaftlichen Anforderungen an junge Menschen stellt diese vor einer persönlichkeitsbildenden Herausforderung. Wie will ich mich zeigen? Offenherzig oder verschlossen? Will ich akzeptiert, gar begehrt werden? Gehe ich Kompromisse ein oder stehe ich zu mir? Passe ich mich gesellschaftlichen Normen an? Wie extrovertiert darf/will ich mich zeigen?

Manchmal werden diese Hüllen zu einer Haut, die wir nicht mehr als „fremd“ betrachten.

 

Dies ist ein kleiner Einblick in meine Gedanken, die mich zu dieser Arbeit bewogen haben.

 

In 2020 suchte ich nach einer Weiterentwicklung meiner Bildsprache, nach mehr Abstraktion. Es entstanden Bilder, deren Motive in ‚Mosaike‘ aufgelöst wurden, teilweise mit dem Hintergrund verschmelzen, teils treten Figuren aus dem Hintergrund heraus. Es ermöglichte mir neue Spannungsfelder aufzubauen. Mittlerweile entstehen zur Malerei auch Plastiken aus Papier oder lufttrocknender Modelliermasse, Wandobjekte aus Holz oder Plexiglas.

 

Bezüglich der Motive bleibe ich mir treu. Ich erschaffe mit meinen Werken Momentaufnahmen von Menschen in Alltagsszenen: der furiose Skater im Sprung, Wartende am Hauptbahnhof, die Passanten einer Einkaufsstraße, Menschen wie wir sie jeden Tag in Städten auf der ganzen Welt entdecken können. Alles wirkt spontan und lebendig, intensive Farben, ungewöhnliche Perspektiven und Details prägen meine Malerei. Der Mensch steht immer im Zentrum der Bilder und wird entdeckt, nie entlarvt. In ihrer Einzigartigkeit rauschen die Menschen an uns vorbei. Das vermeintlich Simple der Alltagsdarstellung, erscheint auf dem zweiten Blick wie herausgerissen aus der Zeit.